Best of... April 2004

„Where it all begins... again.“ - das versprach uns der Wrestlemania 20 Slogan. Mit der Draft-Lotterie kündigte ein solcher Wechsel in der Struktur von WWE bereits an, die Tatsache, dass zwei absolut talentierte und verdiente Männer an den Top-Positionen von RAW und Smackdown stehen, unterstützte dies nur weiter. Der Push junger Stars schien dieses Vorhaben dann letztlich zu komplettieren. Ohne Frage, es ist WWE gelungen, eine neue Zeit zu schaffen nach ihrer großen Jubiläums-WrestleMania. Wenig ist beim alten, vieles ist neu. Doch ist „neu“ zwangsläufig gleichbedeutend mit „innovativ“ oder schlichtweg mit „gut“? Mit gleichem Roster zwei neue Shows mit nie da gewesenen spannenden Storylines, womöglich lang ersehnte Fehden, die wegen dem Rostersplit nie möglich waren, zu entwicklen - das sollte das Ziel sein. Hat WWE dies erreicht? Man kann geteilter Meinung sein, meine jedoch steht zu diesem Thema genauso fest wie die zum April-PPV Backlash. Sie ist nachzulesen im nachfolgenden „Best of... April 2004“! Viel Spaß damit!


Beste Storylines und Fehden
1. Mick Foley / Randy Orton
2. HHH / Benoit / HBK
3. Shelton Benjamin / Triple H

Langzeitstorylines, das sind so Geschichten für sich. Vom Grundsatz her gut, da man als Fan eine Bindung zum Geschehen aufbauen kann. Für die Kontrahenten gut, weil sie sich mit ihrer Story über einen größeren Zeitpunkt hinweg identifizieren können - und ihnen natürlich TV-Zeit garantiert ist. Was wir WWE-Fans jedoch wissen und schon oft schmerzhaft aufgezeigt bekamen: Eine gute Idee bedarf guter Umsetzung. Das Gegenteil, eine tolle Idee durch eine miserable Umsetzung zu absolutem Bullshit zu verwandeln, nenne ich mal den „WWE-Effekt“. Wir haben es bei der Orton/Foley- Story mit einer solchen Langzeitstoryline zu tun. Das besondere an ihr ist, dass sie von Woche zu Woche spannender wurde, emotionaler und intensiver wurde. Man setzte hier von Seiten der Booker tatsächlich ein gutes Konzept auf grandiose Weise um. Der WWE-Effekt hat nicht gegriffen. Und insbesondere in diesem speziellen Fall ist das doppelt überraschend, denn mit dieser Fehde wurde ein ganz heißes Eisen angefasst. Mit Mick Foley war eine wahre Legende an der Geschichte beteiligt, mit Randy Orton ein langfristig gesehen doch eher unbeschriebenes Blatt. Es waren so viele Hürden so nehmen: Orton musste ein glaubhafter Gegner für Foley werden, Foley musste von seinem Nice-Guy-Image weg und wieder zur Hardcore-Ikone mutieren, Orton musste als Sieger hervorgehen, Foley’s Legendenstatus durfte nicht zerstört werden, es durfte nicht einmal angekratzt werden. Alle diese Hürden hat man genommen und obwohl der Abschluss der ganzen Fehde ein cleaner Sieg des Underdogs gegen die Living Legend war, stehen beide Beteiligten erhobenen Hauptes da und können stolz auf die gebrachte Leistung der vergangenen 6 Monate sein. Mein persönlicher Höhepunkt dieser Fehde, war das Interview-Segment von Foley, in dem er vom Kinderbuchautor zum „King of the Deathmatch“ mutierte: „Mick Foley has a conscience - Cactus Jack just doesn’t give a damn!“ - nach diesem Satz wusste ich: Das wird gigantisch!

Zum ersten Mal in der Jahrhunderte dauernden Geschichte dieser Kolumne ist eine Storyline drei Mal hintereinander in den Top 3 der besten Storyline und Fehden. Dass gewisse Storylines öfter auftauchen, also über Monate hinweg, zeigt, dass der Trend zur langen durchdachten hin und von der „Zwischen-2-PPVs“ Storyline weg geht. Eine Gedanke, der mir auf der Zunge zergeht, da das große Wrestling zurückzukehren scheint (keine Angst, die schlechten Storylines gibt’s immer noch und folgen in der nächsten Rubrik). Die Dreiecks-Geschichte um HBK, Chris Benoit und Triple H ist neben der oben beschriebenen ein weiteres Paradebeispiel für gut konstruierte Langzeitstorylines. Die Klasse einer solchen Fehde sollte man schon an den drei Namen der beteiligten Männer festmachen können, aber Achtung: WWE-Effekt. Wie viele Fehden großer Namen enttäuschten in der letzten Zeit auf ganzer Linie... Diese hier nicht. Bis zu WMXX baute man ein perfektes Dreieck auf, in dem jeder mit jedem auf eine andere Weise und aus anderen Gründen im Clinch lag. Hätte man dieses weitergeführt bis Backlash, wäre es sicherlich weniger interessant geworden. Stattdessen hat man eine „2 gegen 1“ Situation erzeugt. Michaels und Benoit wuchsen immer näher aneinander, glaubten kurzzeitig sogar an einen gemeinsamen Tag-Team-Titelgewinn und umarmten sich. Sie traten im Team an und harmonierten. Triple H war der außenstehende Heel, der durch seine grandiosen Promos klar machte, dass Benoit lediglich einen glücklichen Zufall in seinem Leben ausgenutzt hatte, um ihm das Gold abzunehmen. Diese Konstellation änderte die Ausgangssituation ein und desselben Matches grundlegend, was den Backlash-Mainevent zu einem absolut eigenständigen Ereignis machte und nicht etwa nur zu einem WMXX-Aufguss. Durch die Randbedingungen, wie z.B. der Austragungsort des Matches, stand der Sieger mit einer hohen Sicherheit fest - und doch boten die drei Kontrahenten einen spannungsgeladenen Schlusspfiff einer herausragenden World-Title-Fehde. Michaels und Benoit genau wie der wiederauferstandene Triple H.

Der Trend zurück zur Langzeitstoryline ist nun zu genüge verbal gefeiert worden. Ein großer Kritikpunkt an den Fehden, wie sie in den letzten Monaten, fast sogar Jahren, vorwiegend durchgeführt wurden, war die Tatsache, dass ein Wrestler kaum mehr als eine Fehde gleichzeitig laufen haben konnte. Man fixierte die Männer auf die jeweiligen PPV-Gegner, ließ sie gegen Freunde dieser Gegner antreten oder in 6-Mann-Tag-Team Matches mit zusammen gewürfelten „Freund und Feind“--Teams.
Triple H steht ja nun seit einigen Monaten im Dreieck mit Shawn Michaels und Chris Benoit. Und doch hat man ihm eine mehrere Wochen dauernde Fehde mit Shelton Benjamin auf den Leib geschrieben, in der beide aufgingen, dass einem nur das große Staunen kam. Benjamin, zuletzt in der Smackdown-Tag-Team-Szene verjobbt, wechselt unverständlicher Weise zu RAW und tritt in seinem ersten Match gegen den Franchise des Unternehmens an. Und gewinnt. Gut, Hurricane besiegte einst The Rock und Spike Dudley konnte auch schon Kane bezwingen, aber dieses war etwas anderes. The Rock und Kane konnte man Argumente vorweisen, warum sie dieses Match zu verlieren haben. Diese Argumente mussten sie schlucken, antreten und verlieren. Gemäß Berichten zu Triple H’ s Backstageverhalten braucht man ihm anscheinend nicht mir Argumenten zu kommen, wenn er nicht verlieren will, dann verliert er nicht. Durch diese Tatsache machte er sich so unbeliebt beim Publikum, und ich spreche hier von seiner Person, nicht von dem Charakter den er verkörpert. Bei WrestleMania zeigte er erstmals Größe, in der Mini-Fehde mit Shelton Benjamin bewies er eine Größe, wie man es von wenigen Männern in seiner Position erwartet hätte. Durch diesen immensen Überraschungseffekt, mauserte sich die Shelton/Evolution- Geschichte zu einer meiner Lieblingsgeschichten bei RAW und bei WWE allgemein. „Tonight, it’s all about the Benjamins“, wie J.R. nach Sheltons erstem Sieg sagte. Ich würde mich sehr freuen, wenn das so bleiben könnte.


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Booker T. / RVD
2. Kane / Edge
3. Kurt Angle’s Great American Award

Oh, Mann. Jetzt geht nach der großen Euphorie-Welle die große Aufrege-Stunde los. So absolut toll die drei beschriebenen Top-Storys auch waren, umso größerer Crap ist das was hier folgt. Allen voran die in meinen Augen größte Enttäuschung des letzten Monats. Man draftet zwei Topstars von RAW zu Smackdown. Bis hier her eine super Geschichte. Einer von beiden turnt Heel, in meinen Augen auch der Richtige. Bis hier her absolut in Ordnung. Man pusht die beiden nicht von Beginn an in den Main Event. Richtig so, langsam schleimt die Schnecke. Dann steckt man RVD in eine Fehde mit Big Show, die dann auf einmal doch keine ist, Booker T. hat ein Gastspiel im Smackdown Main Event mit dem Champion, unverständlicher Weise hat es anschließend der Undertaker auf einmal auf ihn abgesehen. Dass Booker nicht unbedingt an einer solchen „Fehde“ (wenn man das überhaupt do nennen kann) gewinnen kann steht dabei wohl außer Frage. Lag denn der Einstieg von RVD und Booker nicht so eindeutig auf der Hand, dass man ihn gar nicht hätte verfehlen können? Man hätte dann zwar diese Standard „Ein Tag Team bricht auseinander“- Fehde gehabt, aber immerhin doch besser als DAS. Booker T. ist ein ehemaliger World Champion. Wir wollen den Undertaker bei Judgment Day sehen, okay, aber macht es für uns einen Unterschied, ob er nun Booker T. oder Danny Basham verschlingt? Das ist mir persönlich völlig Banane. In der momentanen Situation ist es doch gar nicht möglich, einen vernünftigen Gegner für den Taker zu finden, der auch nur annähernd gefährlich für ihn wirken könnte, also stellt ihm von mir aus Mae Young gegenüber! Und zu RVD: Der wird in der Midcard versauern, ein par Pops beim Five-Star-Flog-Splash einheimsen und mal US-Champ werden, wenn man grad keine andere Verwendung für den Gürtel hat. Für ihn ändert sich somit nur die Farbe der Seile, zwischen denen er wrestlet. Ein Trauerspiel.

Wie war doch gleich das Gegenteil von „Gut“? Ach ja, „schlecht“. Aufbau der Story „mangelhaft“, Durchführung des Matches „ungenügend“, Konsequenzen der ganzen Scheiße „nicht wieder gut zu machen“. Kane ist nach diesem Debakel nun endgültig wieder in der Midcard, sein ewiges Gimmick ist zusammen mit der Maske dahin, sein neues Gimmick durch Backlash zerstört. Wahrscheinlich kann ihn nur noch ein Comeback des mächtigen Isaac Yankem D.D.S. retten. Edge ist zurück, sein Gimmick ist dasselbe wie vorher, er ist halt der Typ, der den Spear als Finisher hat und der Pops von den weiblichen Anwesenden bekommt. Sein absolut geiles Entrance-Theme hat man durch die langweile alte Melodie ersetzt - wahrscheinlich um auch dieses Detail dem Rest der Storyline anzupassen. Selbst wenn man so sehr Fan ist, dass man diesen Monat einfach vergessen kann, was bleibt dann noch übrig? Edge fordert Orton heraus, das klingt zunächst verlockend, aber Orton fehdet gegen Benjamin und Edge steht erneut dumm da. Kane hat bis auf die Fortsetzung seiner Squash-Serie von Undercardern keine weitere Perspektive. Diese Story um Kane und Edge war nicht nur schlecht, sie hat auch sehr viel kaputt gemacht, in das in der Vergangenheit viel Arbeit und TV-Time investiert wurde und bietet ein absolut brüchiges Fundament für die Zukunft der beiden Beteiligten. Ich geh kotzen.

Ich bin mit Smackdown unzufrieden. Diese Aussage wird sich auch durch den Rest dieser Kolumne ziehen und hier kommt nach der RVD/Booker- Geschichte eine weiteres Indiz dafür, warum ich momentan so denke. Eigentlich handelte es sich beim Great American Award um eine grundsolide No.1-Contender Storyline. Sie passte in das Gimmick von Kurt Angle und machte es den Bookern leicht, eine Card festzusetzen an dem Abend als man die ganzen Qualifikationsmatches durchführte. Vier Heels und ein Face kamen in die Endrunde, es war somit gewährleistet, welches Ergebnis bei der Internet-Abstimmung herauskommen würde. Bradshaw war der einzige, der kein Qualifikationsmatch bestreiten musste und stand durch den Aufbau seiner Person schon mehr oder weniger als No1-Contender fest. Wie dem auch sei, die Dinge nahmen ihren Lauf, Bradshaw bekam den Award entgegen der Meinung des Publikums und man hatte den Contender - ohne das er auch nur ein einziges Mal in den Ring steigen musste. Es gab in der Vergangenheit viele, sehr viele durchschaubare und vorhersehbare Storylines, diese übertraf aber alles. Ein komplette (!) Smackdown Ausgabe zeigte die Qualifikationen, die aber doch so verdammt egal waren, da der Sieger bereits eindeutig feststand. Der Main Event der nächsten Ausgabe, ein ewig langes Bla-Bla-Segment, sollte der Höhepunkt dieses Smackdown sein. Wer da nicht eingeschlafen ist, würde wahrscheinlich sogar ein 60-Minuten Iron Man Match zwischen Earl Hebner und Jim Ross überstehen. Ist es da denn wirklich noch ein Wunder, dass die Ratings immer weiter sinken? Die Schuld liegt meines Erachtens nach nicht bei einem John Bradshaw Layfield oder einem Kurt Angle, und schon gar nicht bei Eddie Guerrero, die Schuld liegt in diesem konkreten Fall ganz eindeutig bei den Leuten, die mit so einer gequirlten Kacke die Smackdown-Shows vollbooken.

Wir haben in diesem Monat beide Extrema erlebt. Innovation, Genialität und Klasse auf der einen Seite - Stumpfsinn, Belanglosigkeit und Langeweile auf der anderen Seite. Dass so etwas vorkommt, ist menschlich. Nobody is perfect, auch nicht die Booker von WWE. Im April jedoch, gibt es neben Kane/Edge bei RAW kaum Storys der zweiten Kategorie, dafür genügend der anderen. Smackdown ist hingegen fast ausschließlich voll mit Mist, was die Storylines angeht. Einen eindeutigeren Story-Punkt wüsste ich in der Vergangenheit nicht vergeben zu haben.


Beste Gimmicks
1. Randy Orton
2. John Bradshaw Layfield
3. Johnny Nitro

Randy Orton ist mittlerweile so was von over bei mir, das geht gar nicht. Wenn ich bedenke, wie blöd ich ihn am Anfang fand. Erst war er in diesem überflüssigen Tag Team mit Mark Henry bei Smackdown, dann diese unnützen Kommentare, zu wie viel Prozent er jetzt fit sei. Zu allem Überfluss steckte man ihn dann zu Ric Flair und Triple H in ein Stable und pushte ihn an die Decke. Für mich war Randy immer der klägliche Versuch von WWE einen neuen The Rock heranzuzüchten, nachdem dieser dem Unternehmen den Rücken gekehrt hatte. Außerdem ist dieser Kerl jünger als ich. So eine Frechheit. Aus diesen vielen Gründen musste sich Orton also bei mir beweisen und hatte einen verdammt schweren Stand. Diese ganze Legend-Killer Geschichte missfiel mir total. Als bekennender Shawn Michaels- Fan konnte ich mir nicht mit ansehen, wie dieser Clown den Heartbreak Kid auf einer PPV-Bühne besiegte. Als Foley-Fan war es mir unverständlich, wie man diesen Mann behaupten lassen konnte, die Legende von Mick Foley gekillt zu haben, nur weil er ihn eine Treppe runter geschupst hatte (da haben andere Leute schon ganz andere Sachen mit Foley gemacht). Randy Orton hatte es immer schwerer bei mir. Doch genau dieser Mick Foley, der in meinen Augen so gedemütigt wurde, dadurch, dass man den Witzbold Orton so stark darstellte, sorgte in den letzten Wochen für das unmöglich geglaubte: Er machte mich zu einem Randy Orton Fan. Die Fehde gegen Foley und die Rolle in der Evolution, das konsequente Durchziehen seines Pushs, haben Orton in seinem zarten Alter bereits an der Spitze etabliert. Das einzig vergleichbare Beispiel ist in der Tat the Rock. Auch er fing mit miesem Gimmick unten an und wurde langsam aber sicher zum Giganten. Aber ich schweife ab. Mich interessierte die Fehde um Orton und Foley von Woche zu Woche mehr. Der Moment, in dem Randy Orton in die Reißzwecken flog, machte ihn unsterblich - im Business und in meinen Augen als Wrestling-Fan. Nicht einmal ein Triple H, einer der größten Stars aller Zeiten, hat etwas Vergleichbares in seinen harten Matches gegen Foley über sich ergehen lassen. Ich rede hier von bewusst zugefügtem physischem Schmerz, der über Prellungen und Dehnungen hinausgeht. Orton wurde an diesem Abend zur lebenden Legende und die Tatsache, dass er genau dieses in seinem Gimmick von Woche zu Woche verkauft und verkörpert, macht sein Gimmick zum besten, was es im Moment bei World Wrestling Entertainment gibt.

Bradshaw ist und war nie ein guter Wrestler. Vermutlich wird er es auch nie werden. Darüber hinaus gehörte er in der Vergangenheit auch nie zu den Männern, die mit tollen Gimmicks belohnt wurden. Die Kuhglocke des Justin „Hawk“ Bradshaw war genauso dümmlich wie der Auftritt als Blackjack Bradshaw. Auch die Acolytes, als Team aus der Dunkelheit, waren irgendwo blöd. Als dann aus den Acolytes die Bier trinkende, Zigarren rauchende, glücksspielende APA wurde, kam er gut bei den Fans an. Das klappte schließlich schon einige Jahre zuvor bei Austin. Harte Aktionen, ein übler Finisher und die ständige Position als Top-Tag-Team machten Bradshaw zu einem glaubhaften Star bei WWE. Nun war Faarooq Geschichte, das Gimmick der APA war platt getreten. Ihn mit diesem Gimmick als Einzelwrestler zu etablieren lief schon vorher einmal schief (wer erinnern uns an die üble Kiste mit Scott Hall). Man verwandelte Bradshaw in John Bradshaw Layfield, einen arroganten aber freundlichen stinkreichen Börsenmenschen. Er wurde dabei nicht umgestrickt, sein voriges Gimmick wurde nicht verleugnet und in sehr guten Segmenten wurde dieses tolle Gimmick sehr gut verkauft. Seine Art erinnert mich ein wenig an den alten Waylon Mercy, der kurzeitig bei der WWF war und in meinen Augen eines der vielversprechendsten Gimmicks dieser Zeit verkörperte. John Bradshaw Layfield zieht Heat, er hat gutes Micwork und passt zu 100% in dieses Gimmick. Zwei kleine Mankos hat das ganze allerdings doch: 1. Ein gutes Gimmick macht keinen guten Wrestler - 2. Dieses Gimmick wäre wie geschaffen für die Midcard, in den Main Event gehört er definitiv (noch?) nicht.

Johnny Nitro nenne ich hier stellvertretend für eine große Gruppe an jungen Stars, die Teil einer Revival-Phase bei WWE sind. Eugene Dinsmore, Mordecai, JBL, Hurricane und Rosey, Tyson Tomko und natürlich auch der Old School Undertaker (streiche hier das Wort „jung“), um nur einige wenige zu nennen. Die Gimmicks feiern ihr Comeback und das zu einer Zeit, in der die Topstars größtenteils sich selbst verkörpern. Diese treten an unter einem Vor- und einem Nachnamen und spielen einen Sportler, der im Wrestling-Business tätig ist. Das ist okay, jedoch ließ dieser Trend nach und nach die Gimmicks aus dem Sports-Entertainment verschwinden, in meinen Augen sehr traurig, da es eben diese Gimmicks waren, die mich damals so an diesen Sport gebunden haben. Wäre der Big Boss Man ein einfacher Typ namens Ray Traylor mit roten Hosen gewesen und nicht der Cop im blauen Anzug, dann wär ich damals nie ein Fan von ihm geworden. Hätte mich ein Mann namens Bryan Hellwig so verzaubert, wenn er keine Farbe im Gesicht gehabt hätte und nicht als „Ultimate Warrior“ angekündigt worden wäre? Kurt Angle, Chris Benoit, Shawn Michaels - diese Männer, auch wenn sie teilweise unter Pseudonymen antreten, sind ihr Gimmick. Sie brauchen keinen Beruf, den sie verkörpern, keine Farbe im Gesicht und keine erdachte Hintergrundgeschichte, um over zu werden. Doch eben diese Maskierungen, Verschleierungen, interessanten Geschichten und Figuren haben einen Teil des Wrestling-Business in den 90er Jahren zu dem gemacht, was es war. Bunt und lustig, spannend und sportlich, interessant und abwechslungsreich. Eine Liga voller Chris Benoits würde ebenso wenig funktionieren wie eine Liga voller Duke „the Dumpster“ Droeses. Ich bin sehr froh darüber, dass die Gimmicks zurückkommen und wieder ein bisschen zusätzliche Farbe ins Sports-Entertainment bringen. Johnny Nitro habe ich als Beispiel gewählt, da ich sein Gimmick in der Zusammenarbeit mit Eric Bischoff besonders Klasse finde, ich bin gespannt ob man aus ihm eine zweiten Chief Morley macht oder in welche Richtung sich dieser junge Mann entwickelt.


Schlechteste Gimmicks
1. Kurt Angle
2. RVD
3. Kane

Kurt Angle ist ein Offenbarung im Ring. Kurt Angle ist eine Offenbarung am Mikrophon. Kurt Angle ist eine Offenbarung als Wrestler. Die General Manager Rolle hingegen passt in meinen Augen kein bisschen zu ihm. Ihm eine On-Air Rolle zu geben, bei der er nicht wrestlet ist eine gute Sache, während er verletzt ist. Doch so wie man ihn derzeit als GM einsetzt, bringt das gar nichts. Kurt Angle steht mehr im Mittelpunkt der Show als es je ein General Manager vor ihm getan hat. Da er kein großes Improvisationstalent ist und es momentan allgemein schlecht um Smackdown bestellt ist, hätte er sich wohl keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können, General Manager zu werden. Unter den gegeben Umständen glaube ich, dass man Kurt Angle und seinem Status bei WWE einen größeren gefallen getan hätte, wenn man ihn hätte pausieren lassen. Heyman war die Offenbarung als GM, man hätte ihn nie von diesem Posten abziehen dürfen, das Wirrwarr mit „Heyman wieder da!“, „Angle wieder da!“, „Heyman wieder weg!“ hilft Smackdown in keinster Weise weiter und ich prophezeie weitere Einbrüche in den Ratings.

Zu Rob Van Dam wurde schon einiges gesagt. Die Kernaussage ist wohl, dass er einfach beschissen eingesetzt wird. Sowohl bei RAW als auch bei Smackdown. Die Zeiten, in denen man einen PPV mit ihm geheadlined hat, sind lange vorbei und er wird wohl nie wieder über einen Midcard-Gürtel hinaus kommen. Die Zeit, in der man RVD zu einem Main-Eventer hätte machen können, ist vorbei, jede weitere sich bietende Chance wurde vergeigt. RVD ist einfach nicht wandelbar genug, das Publikum sieht sich langsam aber sicher an ihm satt und wird gelangweilt. Zweifelsohne gehört Rob Van Dam zu den Besten und Unterhaltsamsten, die bei WWE unter Vertrag sind, doch wenn es so für ihn weiter geht, dann haben wir nicht mehr lange was von ihm. Wie nannte ich’ s doch gleich? WWE-Effekt.

Kane ist ein weiteres Beispiel eines gefallenen Stars. Ehemaliger World Champion, mehrfacher Intercontinental und Tag Team Champion. Er hat erreicht, wovon viele in dem Business nur träumen. Und er hat nichts, aber wirklich auch gar nichts seinem wrestlerischen Können zu verdanken. Kane’s Erfolg war sein Gimmick. Als Zahnarzt brachte er nichts, als Diesel brachte er nichts, erst als „Big Red Machine“ wurde er groß. Das Problem ist, dass der Stern der Big Red Machine nun endgültig erloschen ist. Es ist nicht groß überraschend, weil fast jeder gewusst hat, dass dieser Tag kommen würde - ab dem Moment, in dem er seine Maske verlor. Viele haben nur schon viel früher damit gerechnet. Kane hatte eine großartige Karriere mit Maske, die ohne hielt nur knappe 10 Monate. Ihn zu retten bedarf es eines großartigen neuen Gimmicks, doch ich befürchte, dass die Motivation der Schreiber ein solches für Kane zu entwerfen zu gering ist, als dass ich ihm eine Zukunft bei WWE zusprechen kann. Und das ist sehr sehr schade, denn ich war immer ein großer Fan.

Die Gimmicksituation im Vergleich der beiden A-Shows ist keine großartig andere als die bei den Storylines. RAW punktet durch viele schöne Ansätze, Smackdown hinkt hinterher. Mit JBL hat man hier ein in meinen Augen gutes Gimmick entworfen, das aber an absolut falscher Stelle eingesetzt wird. Auch dieser Punkt geht eindeutig an RAW.


Wrestler des Monats
1. Chris Benoit
2. Randy Orton
3. Shelton Benjamin

Wie auch im Vormonat steht Chris Benoit unangefochten auf der Pole Position beider Roster. Selten hat uns World Wrestling Entertainment in einem Monat solch eine One Man Show präsentiert, doch auch selten hat eine One Man Show so einen Spaß gemacht. Chris Benoit fühlt sich pudelwohl in der Rolle, in der er momentan steht. Er ist als Nummer 1 in den Royal Rumble gegangen und hat 29 Männer besiegen dürfen. Er stand im Main Event der wohl größten Wrestlingveranstaltung der Geschichte und stand am Ende als gefeierter Champion im Ring. Er hat vor den Augen seiner Familie, seiner Freunde und seiner kompletten Heimatstatt einen historischen Sieg feiern dürfen. Wem ginge es dabei nicht gut? Die Wrestlingwelt feiert Chris Benoit und ich bin dabei. „May this celebration never end!“

Die Lobeshymnen auf Randy Orton sind bereits bei den besten Gimmicks gesungen worden, doch trotzdem muss er hier genannt werden. Mittlerweile ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich wohl Befürworter und Gegner dieses jungen Mannes einig sein sollten, dass uns mit ihm noch Großes erwartet. Rock-Klon hin oder her. Randy Orton gehört die Zukunft und langsam kann auch ich mich mit diesem Gedanken anfreunden.

Triple H wird zwei Mal in Folge 1-on-1 von einem „Young punk kid!“ bezwungen. Wenn ich mich an Shelton Benjamins Anfänge bei WWE erinnere, noch vor seiner Team Angle Zeit, als er gimmicklos durch Heat hopste, dann bin ich überwältigt, was aus diesem Kerl in der kurzen Zeit geworden ist. Wieder einmal beweist uns WWE mit diesem Push, dass es irgendwo doch um Qualität geht. Orton gehört die Zukunft, doch wenn Benjamin ihn dabei begleiten könnte, dann wird die Zukunft noch einen Tuck besser.

Und wieder kann ich nicht anders, als einen mehr als eindeutigen Rosterpunkt an die Jungs von RAW zu vergeben. Smackdown wurde einfach in den vergangenen vier Wochen in übelster Art und Weise deklassiert, so weh es einem auch tut.


Matches und PPV-Tops
1. Orton v. Foley /Backlash
2. HBK v. Benoit v. Triple H /Backlash
3. Shelton Benjamin v. Triple H /RAW

„Bang Bang!“, allein beim Schreiben dieser Wörter und dem bloßen Gedanken an das Match bekomme ich schon wieder Gänsehaut. Seit langem gab es kein richtiges Hardcore-Match mehr. Die Szene war sogar so weit gesunken, dass bereits Damen-Titel in so genannten „Hardcore-Matches“ ausgetragen wurden. Das ist jetzt vorbei, denn der König der Extreme hat mit seinem Gastspiel dafür gesorgt, dass allen Beteiligten vor und hinter der Kamera aufgezeigt wird, was das Prädikat „Hardcore“ verdient, und was eben nicht. Randy Orton hat die wohl großartigste Leistung seiner jung andauernden Karriere gezeigt, Foleys Legendenstatus wurde durch seine Leistung trotz der cleanen Niederlage nicht beschädigt. Besser kann eine Storyline nicht aufgebaut sein, besser kann ein Match nicht konstruiert werden und besser hätte man es wohl nicht durchführen können. Uneingeschränkter Respekt an Mick Foley, Randy Orton und die Leute, die den beiden erlaubt haben, diese kranke Scheiße zu tun!

Wie bereits weiter oben geschrieben war dieses Match kein einfaches Re-Match. Die Vorgeschichte war eine andere und die Randbedingungen waren komplett anders. Und eben diese Randbedingungen machten aus diesem sehr guten Match ein einzigartiges. Eine Heat beim Einmarsch von Shawn Michaels, wie wohl selbst er es nicht erwartet hätte. Pops bei Chris Benoit, die ihn sein Lachen nicht mehr verbergen ließen. Dann gleich zu Beginn eine eindeutige Geste: Benoit stellt sich zu seiner Musik vor die Gegner und hält ihnen den Gürtel ins Gesicht. Ende des Matches: Triple H und HBK liegen am Boden und Benoit hält beiden erneut zu seiner Musik den Titel ins Gesicht. „You screwed Bret!“, Shawn Michaels badet nahezu in den Chören der kanadischen Fans, selbst Earl Hebner hat wohl in seiner Karriere noch nie so viel Heat erfahren. Dann kam der Moment, bei dem ich mich in das Jahr 1997 zurückversetzt fühlte: Shawn Michaels setzt einen Sharpshooter am kanadischen Champion Chris Benoit an - Earl Hebner kommt für den ausgeknockten Referee. Montreal pur. Herzschlag steigt ins Unermessliche. Später umgekehrte Situation, HBK klopft im Sharpshooter ab, entschuldigt sich so bei den kanadischen Fans und die Halle brennt. Bert Hart hätte wohl niemals erwartet, dass er noch einmal so im Mittelpunkt eines Main Event bei einem WWE-PPV stehen würde. Großartige Leistung aller drei Kontrahenten und - Shawn Michaels hat nicht geblutet!

Das Match HHH gegen Shelton Benjamin war erste Sahne, und das obwohl es in einer wöchentlichen Show stattfand und durch keine aktuelle Storyline oder Fehde aufgebaut wurde. Die besondere Note bekam es natürlich durch die Tatsache, dass Benjamin Triple H zum Threecount pinnte (in Singlesmatches übrigens zum allerersten Mal seit dem Rostersplit!). Diese Sensation setzte dem technisch gut geführten Match das Sahnehäubchen auf und etablierte Shelton Benjamin über Nacht als Topstar bei RAW

Eindeutiger Match-Punkt an RAW. Neben dem Only-PPV gab es auch die großen Highlights eher bei RAW als bei Smackdown.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Smackdown
2. Grandmaster Sexay Squash
3. Kane

Mit diesem einen Punkt kann man es deutlich sagen. Smackdown hat in den letzten vier Wochen nicht stattgefunden. Alle Drafts erwiesen sich als stumpfsinnig oder haben ihre Wirkung noch nicht gezeigt, weil die Männer nicht richtig eingesetzt wurden. Judgment Day verspricht eine Gurke zu werden und die Ratings sinken von Woche zu Woche in den Keller. Leute, kriegt das bitte in den Griff!

Ich freue mich sehr darüber, das GMS zurück bei WWE ist. Der Squash durch Kane war aber so was von unnötig, insbesondere weil Kane jetzt genauso zum Jobber mutiert ist. GMS gehört auf jeden Fall zu Smackdown, sei es wegen dem Cruiserweight Title oder wegen Scotty2Hotty. Diese Aktion jedenfalls ist ein weiteres Paradebeispiel für die konsequente Anwendung des WWE-Effektes.

Kane ist Geschichte. Das ist traurig aber höchstwahrscheinlich wahr. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, trotzdem bleibt es schwer vorstellbar, dass man in Kanes Karriere irgendwie wieder Form bekommen kann. Rest in Peace, Big Red Boy.


Unterm Strich

Der März war ein Sahnestück der Unterhaltung. Die Draft-Lotterie versprach Großes und hielt dieses auch. Zumindest bei RAW. Der April ist wohl der schlechteste Smackdown- Monat seit ich diese Kolumne schreibe. Der April gehört hingegen aber wohl auch zu den besten RAW- Monaten des vergangenen Jahres, Backlash war der beste RAW-PPV bisher und es verspricht weiterhin interessant zu bleiben zwischen den roten Seilen. Smackdown wurde deklassiert und das wirft insgesamt ein sehr dunkles Licht auf den April, so viel Spaß es bei RAW auch gemacht hat.

Nach Showpunkten geht der April 4 : 0 an RAW.

Der Mai ist laut PPV von Smackdown geprägt. Bei der aktuellen Situation bekomme ich bei dieser Vorstellung das kalte Grausen. Ich wünsche mir, das RAW den sehr guten Standard halten kann und das Smackdown wieder ordentlich an Qualität zunimmt, so dass ich auch in einem Monat wieder sagen kann: Dieser Monat war ein durchweg guter. Ich freue mich auf die vielen neuen Gesichter, vielleicht watet Judgment Day ja auch durch ein paar dieser Kollegen auf.

Ich hoffe, dass ich Euch nicht gelangweilt habe und meine Meinung zu den beiden Shows nicht zu krass ausgefallen ist. Ich bin guter Dinge und möchte Ende Mai gut über Smackdown reden können.
Also viel Spaß im Wonnemonat und natürlich eine gute Zeit,
Bis denn,

Euer Ben